FR 31. OKT, 19:30 UHR
Reformation und Requiem
Felix Mendelssohn Bartholdy wurde in eine wohlhabende, bürgerliche, jüdische Familie hineingeboren. Ein Wunder also, dass er eine Sinfonie komponiert, die einem der bedeutungsvollsten Ereignisse des Christentums auf dem europäischen Kontinent gewidmet ist. Mendelssohn machte aber damit einen wichtigen musikhistorischen Schritt: Er war einer der ersten Musiker, der sich mit „alter“ Musik befasste. Dies macht sich an dem Zitat der Luther-Hymne „Ein’ feste Burg ist unser Gott“ sowie dem Dresdner Amen bemerkbar. Johannes Brahms machte einen ebenso bahnbrechenden Schritt: Anstatt liturgische Texte des lateinischen Requiems zu vertonen, stellte er selbst Bibeltexte in deutscher Sprache zusammen, was eine bewusste Abkehr von einer jahrtausendelangen Tradition darstellt. Brahms’ Deutsches Requiem dient weniger als ein Gebet für den Verstorbenen: Das monumentale und gleichzeitig innige Werk ist vielmehr eine Meditation für die Lebenden über Leben, Tod und Trost.
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DIE SOLISTIN DES ABENDS
Anika Paulick
Die Sängerin Anika Paulick bewegt sich vor allem zwischen Oper, Operette und Chanson. Durch ihre musikalische Intensität und den Mut mit ihrer Stimme grenzgehend nuanciert Gefühlswelten für das Publikum lebbar zu machen, zeichnet sie sich aus.
Wichtige Stationen waren ihr Festengagement noch während des Gesangstudiums am Staatstheater Cottbus sowie Gastengagements u.a. an der Oper Leipzig (mit dem Gewandhausorchester Leipzig), der Oper Halle, dem Theater Osnabrück, der Musikalischen Komödie Leipzig, dem Contemporary Music Festival in Estland und dem Classic Open Air Berlin. Rollen wie u.a. Rosalinde („Die Fledermaus“), Rusalka, Ottilie („Im Weißen Rössl“) und Freia („Das Rheingold“) gehören zu ihrem Repertoire.
Neben der klassischen Musik entdeckte Anika ihre Liebe zum Chanson. Mit dem Programm „Aufbruch. Und wo bin dann ich?“ ihres Chansonduos lola.gelb gastiert sie u.a. beim Kurt Weill Fest in Dessau, im Krystallpalast Leipzig und im Theater im Palais Berlin. Parallel zu ihrem Gesangstudium an der HMT Leipzig hat Anika ein Pädagogik- und Germanistikstudium in Berlin und Leipzig absolviert. Als Coach für Stimmbewusstsein begleitet sie u.a. Führungskräfte und Selbstständige im Rahmen von Workshops und Seminaren.
DER SOLIST DES ABENDS
Seho Chang
Der in Seoul geborene Bariton Seho Chang absolvierte sein Gesangstudium an der Korea National University of Arts und setzte sein Studium anschließend an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien fort. Während seines Studiums wurde er an das Landestheater Linz engagiert und begann im Jahr 2009 seine Bühnenkarriere an der Eröffnungsproduktion von Philip Glass’ Oper für die »Kulturhauptstadt Europas«. Seho Chang war von 2010 bis 2017 festes Ensemblemitglied am Landestheater Linz und arbeitete eng mit renommierten Regisseuren wie Uwe Eric Laufenberg, Achim Freyer, Robert Wilson, David Pountney, Olivier Tambosi und Dietrich Hilsdorf zusammen. In dieser Zeit übernahm er eine breite Palette von Rollen, darunter Scarpia in Tosca, Rigoletto in Rigoletto, Giorgio Germont in La Traviata, Ford in Falstaff, Sharpless in Madama Butterfly, Marcello in La Bohème, Talbot in Maria Stuarda, Dr. Malatesta in Don Pasquale, Guglielmo in Cosi fan tutte, Papageno in Die Zauberflöte, Sid in Albert Herring, Escamillo in Carmen, Marquis de la Force in Dialogues des Carmélites, Nilakantha in Lakmé, Haraschta in Das schlaue Füchslein, Dr. Falke in Die Fledermaus, Donner in Das Rheingold, Fritz Kothner in Die Meistersinger von Nürnberg, Gunther und Alberich in Götterdämmerung, Golaud in Pelléas et Mélisande, Johannes Kepler in Die Harmonie der Welt und Jochanaan in Salome etc. Seine Darbietungen, insbesondere in den Rollen des Jochanaan und Golaud, wurden von Kritikern hochgelobt. Für die Rolle des Jochanaan erklärte die OÖ Nachrichten: »Bei den Solisten stach Seho Chang heraus, der mit dem Jochanaan eine Traumrolle gefunden zu haben scheint.« Von Salzburger Nachrichten bemerkt: »Am trittsichersten bewegte sich […] Seho Chang, der den […] Jochanaan mit mächtigem Bariton in hoher Textverständlichkeit interpretierte und dafür am Ende zu Recht den meisten Applaus erhielt. Dabei hatte Chang im Gegensatz zu den Kollegen keine Probleme, über die Klangwand des Bruckner Orchesters zu kommen.« Ebenso in der Rolle des Golaud wurde Seho Chang von der Kronen Zeitung als »grandios zerrissen« beschrieben. Der Onlinemerker lobte: »Seho Chang war der wilde bis brutale Golaud, der aber ebenso mitfühlend und liebevoll sein konnte – der koreanische Bariton hat uns alle Facetten der Rolle mit schöner, kräftiger, dunkler Stimme feinst differenziert präsentiert.« Die Salzburger Nachrichten stellten fest: »Seho Chang gibt mit mächtiger Stimme und düsterer Körperhaltung den eifersüchtigen Golaud.« Weiterhin wurde seine Interpretation der Hauptfigur des Kepler in Die Harmonie der Welt von P. Hindemith von der ausgezeichnet. Im Laufe seiner Karriere konnte er auch internationale Wettbewerbsauszeichnungen erhalten, darunter Finalist des Concorso Voci Verdiani in Busseto und Gewinner des Schubert-Preises beim Richard Tauber Wettbewerb in London. Zudem erhielt er 2013 das begehrte Bayreuth-Stipendium des Richard-Wagner-Verbandes Linz. Während dieser Zeit hatte Seho Chang auch Gastengagements, darunter Nilakantha am Theater Trier und Rigoletto am Theater Augsburg. Durch seine Bühnenleistungen konnte er Werke wie Felix Mendelssohn Bartholdys »Die erste Walpurgisnacht« im Brucknerhaus Linz, sowie weitere Konzerte und Liederabende in Ungarn (Museum Pannonia Reformata) und Südkorea (Gyeongju Arts Center, Sori Arts Center) aufführen. Weitere Höhepunkte seiner Konzertauftritte umfassten ein Neujahrskonzert in Radomsko, Polen, die Aufführung von »Carmina Burana« in der Stadthalle Wels sowie die Darbietung von Beethovens Neunter im Theater Plauen-Zwickau. In Korea trat er im Rahmen des Barockfestivals Daejeon auf und nahm an einer konzertanten Aufführung von »Le nozze di Figaro« in Uljin in Südkorea teil. Er sang Händels Kantate »Apollo e Dafne« im Jahr 2022 mit den Bad Reichenhaller Philharmonikern.